Schwul kino hamburg
Hamburg: Männerschwarm Verlag, Der Begriff "New Queer Cinema" bezeichnet eine Welle selbstbewussten und offen sexualisierten schwulen, lesbischen und bisexuellen Filmschaffens von Anfang bis Mitte der er Jahre, wie es sich z. Diese Bezeichnung lässt andere bedeutende junge Bewegungen mitschwingen — die französische Nouvelle Vague und das Neue Deutsche Kino — und legt damit auch nahe, hier habe eine ebenso bedeutende Revolution in Technik und Thematik stattgefunden.
Diese Parallelität stellt jedoch auch den wiederholten Anspruch infrage, es handele sich um etwas ganz Neues: Insbesondere ist zu fragen, ob das Neue Deutsche Kino nicht selbst schon in gewisser Hinsicht queer war, und somit auch, wie bahnbrechend die "New Queers" eigentlich sind und ob sich nicht gerade ihre deutschen Ableger — am prominentesten repräsentiert durch Monika Treut — aus einer filmischen Tradition speisen, die sich mindestens auf Rainer Werner Fassbinder als führenden Vertreter des Neuen Deutschen Kinos zurückführen lässt.
Eigentlich aber hat schon Rosa von Praunheim , der weltweit produktivste Macher queerer Filme, noch vor Fassbinder international anerkannte schwule Filme gedreht. Die deutsche queere filmische Tradition ist zweifellos von eminenter Bedeutung — und sie reicht bis in die Weimarer Zeit zurück.
Seit spielt das deutsche Kino eine führende, innovative Rolle in der Geschichte des schwul-lesbischen Kinos. Mit der verlockenden sexuellen Unlesbarkeit und geschlechtlichen Instabilität seiner Figuren auf der Leinwand der er Jahre greift es dem queeren Empfinden der er Jahre vor.
Seit dem Aufklärungsfilm " Anders als die Andern " von war das Kino der Weimarer Zeit bekannt für seine mitfühlende Darstellung gleichgeschlechtlicher Zuneigung, so in Carl Theodor Dreyers " Michael " , G. Pabsts " Die Büchse der Pandora " und Leontine Sagans " Mädchen in Uniform " Insbesondere als weiblicher Hamlet mit dunkel geschminkten Augen und wohl geformten Beinen in engen Strumpfhosen verkörperte Nielsen — Idol des deutschen Stummfilms — den mysteriösen Look des Androgynen.
Dann spielten in den er und frühen er Jahren geschlechtliche und sexuelle Ambiguität wieder eine zentrale Rolle in Crossdressing- Filmen wie " Gustav Adolfs Page " und der Neuauflage von " Mädchen in Uniform " , heute ein lesbischer Kultfilmklassiker. Jeder Versuch, eine kontinuierliche Geschichte des queeren deutschen Kinos nachzuzeichnen, ist mit dem Jahr zum Scheitern verurteilt: Das nationalsozialistische Regime stoppte abrupt die Blütezeit der richtungsweisenden schwul-lesbischen Kultur der er Jahre.
Dennoch kultivierte sogar die berühmteste Schauspielerin der nationalsozialistischen UFA-Studios, Zarah Leander , offen ihre Freundschaften mit schwulen Männern. Bei zwei der berühmtesten Leander-Filme, " Zu neuen Ufern " und " La Habanera " — die laut Harry Baer zu Fassbinders Lieblingsfilmen zählten —, führte Detlef Sierck , später bekannt als Douglas Sirk, Regie.
Wie allgemein bekannt ist, waren Sirks Melodramen Fassbinders wichtigste Vorbilder, und Fassbinders Essay über die Hollywood-Filme des Meisters aus den er Jahren zeigt, wie er sie mit viel Respekt losigkeit als Camp interpretierte. Das queere deutsche Kino nimmt also einige Umwege vom Nazi-Melodram bis zu Fassbinders Transgender-Phantasien.
Die theatralische, affektierte Camp-Darstellung ist aber nicht nur ein Kennzeichen der Fassbinder-Factory, sondern auch — allerdings noch schriller — im Werk seiner Zeitgenossen Werner Schroeter und Rosa von Praunheim vertreten, die ihre Karriere mit gemeinsamen Filmen begannen.
Auch wenn wissenschaftliche Abhandlungen über diese Regisseure eher rar sind, überragen sie manch andere europäische Kulturikone: Schroeter bekam beim Filmfestival von Locarno den Ehrenleoparden für sein Lebenswerk, und seit den frühen er Jahren ist Rosa von Praunheim ein Inbegriff der Schwulenbewegung in Deutschland und des schwulen Filmemachens weltweit.
Auch die weitere Verbreitung des queeren deutschen Kinos nimmt mit Schroeter und von Praunheim ihren Ursprung. So stand zum Beispiel Elfi Mikesch , deren eigener Film " Macumba " lesbische Phantasien auslotet, immer wieder für Rosa von Praunheim, Werner Schroeter und Monika Treut mit der sie gemeinsam bei " Verführung: Die grausame Frau " Regie führte hinter der Kamera.
Magdalena Montezuma war gemeinsame Lieblingsschauspielerin von Mikesch, Ottinger und Schroeter. Und wenn man bedenkt, dass Rosa von Praunheim seit vier Jahrzehnten schwule Filme macht, dann ist es kein Wunder, dass er Mentor für mehrere aufeinanderfolgende Filmemacher-Generationen war, so unter anderem Frank Ripploh " Taxi zum Klo ", und Michael Stock " Prinz in Hölleland ", Ähnliche Konstellationen von Freundschaften, gemeinsamen Produktionsteams und — kaum erstaunlich — gelegentlichen intimen Verbindungen charakterisieren die Flut jüngerer, vor allem experimenteller Regisseure und Regisseurinnen der er Jahre.
Solche Verbindungen deuten auf ein über das Individuum hinausreichendes kinematographisches Phänomen, dessen stilistische, ästhetische und thematische Gemeinsamkeiten nach einer intensiveren Analyse verlangen. Was aber haben all diese Filmemacher gemeinsam? Wie kommt es, dass im deutschen Kino Sexualität und Geschlecht von der Weimarer Zeit bis heute "verqueert" wurden?
Der Begriff "queer" verweigert sich einer binären Kategorisierung der sexuellen Orientierung und einem Festhalten an einer vereinheitlichenden Identitätspolitik, die in Begriffen wie "schwul" oder "lesbisch" allzu schnell mitschwingt.
Die besten schwulenkinos in hamburg: ein umfassender guide
Der Begriff stellt die institutionelle Heteronormativität mit ihrer regulatorischen Einengung infrage. Vielmehr destabilisiert Queerness Identifizierungen, die an einem Pol der Binärität festhalten, und berücksichtigt, dass Menschen ihre Subjektivität häufig als hybrid, relational und sequenziell empfinden.
Diese Destabilisierung geschlechtlicher und sexueller Identitäten lässt sich von Crossdressing-Filmen aus der Weimarer Zeit wie " Der Geiger von Florenz " , " Der Fürst von Pappenheim " und " Viktor und Viktoria " bis zu den Transgender-Phantasien in Hans Scheirls "Dandy Dust" und Monika Treuts " Gendernauts: Eine Reise ins Land der Neuen Geschlechter " verfolgen.
Hier hat das antinormative Gefühl für das Erotische zu neuartigen Vorstellungen geführt, wie sich Sexualität ausdrücken lässt.