Karneval schwul graz

karneval schwul graz

Öffentliche Sichtbarkeit von queeren Menschen führt generell zu einer positiveren Einstellung gegenüber diesen Gruppen. Auch daran will man am Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans-Feindlichkeit am Mai aufmerksam machen. Das führt aber auch dazu, dass jene, die bereits eine negative Einstellung haben, lauter werden.

Weil sie fechten sozusagen das letzte Gefecht aus, um die Welt so, wie sie aus ihrer Sicht sein sollte, zu erhalten. Kinderlesungen von Dragqueens sorgen aktuell für viel Aufregung, in republikanisch dominierten US-Bundesstaaten genauso wie bei rechten Gruppierungen in Wien.

Vor allem die FPÖ hat gegen die Events mobil gemacht, mit dem Argument, das sei Sexualisierungspropaganda für Kinder. Psychologinnen mit Expertise im Bereich Kinderschutz haben bereits erläutert, warum Kinder an solchen Lesungen mit ziemlicher Sicherheit keinen Schaden nehmen DER STANDARD berichtete hier.

Hinter der massiven Ablehnung seitens einiger Teile der Gesellschaft scheint unter anderem Homophobie zu stecken. Wie diese überhaupt entsteht, haben viele Leserinnen und Leser des STANDARD im Zuge der Berichterstattung rund um das Thema gefragt. Das hat DER STANDARD nun den Sozialpsychologen Ulrich Klocke von der Humboldt-Universität in Berlin gefragt.

Er erklärt, warum Ablehnung evolutionär sinnvoll sein konnte und weshalb die Proteste gegen Dragqueen-Lesungen auch als eine Art Rückzugsgefecht interpretiert werden können. STANDARD: Hinter den Protesten gegen Dragqueen-Lesungen für Kinder dürfte ein ziemliches Quantum an Homophobie stecken — man erklärt Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zum Feindbild.

Doch was genau ist Homophobie eigentlich? Klocke: Tatsächlich ist der Begriff Homophobie ein ungenauer. Denn in ihm steckt das Wort Phobie, das bedeutet Angst. Die übliche Definition beschränkt sich aber nicht auf Angst. Der Begriff Homophobie wird von den allermeisten in einem sehr breiten Sinn verwendet, um negative Reaktionen auf Lesben und Schwule zu benennen.

Je nach Definition sind damit auch negative Reaktionen auf bisexuelle, queere und transgeschlechtliche Personen gemeint. Es gibt präzisere Begriffe für das Phänomen, in der Wissenschaft etwa redet man, vor allem im englischsprachigen Raum, von Homonegativität. Oder man spricht einfach von Vorurteilen gegenüber sexuellen Minderheiten.

Das ist insofern zutreffender, weil damit jede Art von negativer Reaktion eingeschlossen ist, also Angst und Unsicherheit, aber auch Feindseligkeit, Hass, sogar Verachtung oder Ekel. Klocke: Das kommt darauf an, wie man den Begriff definiert. Dieser an sich bezeichnet sämtliche negative Reaktionen, von Gewaltausübungen gegenüber homosexuellen oder queeren Menschen bis hin zu stereotypen Einstellungen und Verhaltensweisen.

Letztere sind tatsächlich sehr weit verbreitet. Meine Kollegin Beate Küpper und ich haben in einer Studie herausgefunden, dass immerhin 44 Prozent der Menschen sagen, Homosexuelle sollen aufhören, so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen. Etwa ein Drittel sagt, dass das Thema in den Medien zu viel Raum einnimmt.

Rund 40 Prozent gaben an, dass ihnen die Vorstellung, der eigene Sohn oder die eigene Tochter wäre homosexuell, unangenehm ist. Etwas entspannter sieht man das bei Arbeitskolleginnen und -kollegen. Da sagen nur noch zwölf Prozent, dass ihnen schwule Kollegen unangenehm wären.

Schwuler karneval in graz: partys, paraden und gute laune

Diese Zahlen stammen aus Deutschland, ich gehe aber davon aus, dass das in Österreich ähnlich ist. Was Zahlen zu Übergriffen anbelangt, ist die Lage auch nicht so klar. Am besten lässt sich das an den polizeilichen Kriminalstatistiken ablesen.