Schwuler mann poren hamburg
Schwule inszenieren sich gern als zeigefreudige Partymenschen. Die immer gleichen Bilder. Solch einen Eindruck kann jedes Publikum, einerlei ob hetero oder homo, bekommen, das eine gewöhnliche Christopher-Street-Parade besucht oder ihr zusieht. Auch schwule Medien kommen nur selten ohne diese erotischen Lockungen aus: Coverboys und Männer, die, auf hochglänzendem, gut abwischbaren Papier, Folien der Verführung abgeben.
Heterosexuellen Menschen fällt dieser Umstand — wenn sie sich überhaupt interessieren — nur auf, wenn sie sich Bilder begucken, die auf irgendeiner Christopher-Street-Parade in einer Metropole aufgenommen und veröffentlicht wurden. Nicht erstaunlicherweise sind es gerade heterosexuelle KollegInnen in den Fotoredaktionen, die solche Lichtbilder zur Illustration heraussuchen.
Sie sagen, man würde sonst ja nicht erkennen, dass es sich um einen Umzug von Schwulen handelt. Davon abgesehen, dass Lesben in diesem Setting narzisstisch aufgeladener Zeigelust nicht stattfinden, weil sie als Frauen so ihre eigenen, instrumentalisierten Erfahrungen mit dem Ausziehen vor Öffentlichkeiten haben, muss doch notiert werden: Für andersgeschlechtlich orientierte Menschen sind schwule Männer solche, die sich gern sexuell exponieren.
Hat die sexuelle Revolution die Kinder auf dem Gewissen? Oder ist die heutige Aufregung über frühere Pädophiliefreundlichkeit hysterisch? Die taz will das Damals nicht nur aus dem Heute verstehen. Und blickt mit einem Dossier zurück: Auf Wilhelm Reich, Befreiungsdiskurse und Kommunen-Experimente.
Schwuler mann poren: was männer über hautpflege wissen sollten (auch in hamburg)
Und auf das Erbe der Befreiung. Und richtig ist auch, dass ein politisch inspirierter Umzug von schwulen oder lesbischen Menschen nicht als Parade der sexuell Anderen kenntlich wäre — vielleicht wäre tatsächlich die ästhetische Nähe zu Demonstrationen am 1. Aber ebenso wahr ist, dass diese Fotografien zugleich auch Dokumente vom Authentischen sind.
Schwule Männer wollen in der Öffentlichkeit zeigen, dass sie so viel ficken und fetischen dürfen, wie sie es möchten. Aber bestritte das heutzutage noch jemand? Geht es nicht weniger um Sexuelles als um Liebe und die Gesten ihrer Wertschätzung, besser: ihre Nichtgeringschätzung?
Vor gut 40 Jahren begannen in der Bundesrepublik schwule Infrastrukturen zu erblühen, vor allem im sexuell anbahnenden Bereich. Der Paragraf existierte noch; aber er war nicht mehr als Verbot schwuler Sexualität gefasst, sondern nur noch mit einer besonderen Altersgrenze versehen.
Wer erwachsen war, damals 21, konnte machen, was er wollte — die Triebe sollten den Staat nichts mehr angehen. Was sich vor allem jedoch herauskristallisierte, war die Norm dessen, was ein homosexueller Mann ist, sein kann — und sein sollte. Auf jungerwachsene und konsumfreudige Leserschaften abonnierte Medien wie die schwulen Stadtmagazine Siegessäule in Berlin oder Hinnerk in Hamburg propagierten kaum mehr als — Party.
Das Leben ist ein Event, das so rauscht, als gäbe es kein anderes. Und Heterosexuelle lernten, zumal bei CSD-Paraden: Schwule sind immer gut drauf, tragen ihre Haut zu Markte, machen offenbar unentwegt Sport, pflegen sich porentief und zeigen sich als sexuell orientierte Qualitätsprodukte.
In diesem Kontext scheint mir wichtig, dass sich die öffentliche Figur des sexuell beinah überphallisch bereiten Homosexuellen in jenen Jahren als attraktiv herausgestellt hat. Mag sein, dass es auch eine Fantasie von Heterosexuellen war, die die eigenen abgespaltenen Anteile, das eigene, erlahmte Begehren nach unbegrenzt verfügbarer Lustabfuhr in Schwulen fasziniert wieder- erkannte.
Und die zeigten sich offenbar gern: Keine Demonstration, die politischen Anspruch hegte, zeigte sich so karnevalesk und gut gelaunt. Es war aber, könnte man sagen, auch eine Form der öffentlichen Performance, die wie ein manischer Akt wirkte. Der CSD war — und ist — stets eine Spur zu prächtig gelaunt.
Die lachenden Mienen sollen anzeigen, was sie eben herzeigen: Unerschütterlichkeit. Insgeheim depressive Fassaden der in heterosexuellen Zumutungen Überlebenden?