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Und es macht deutlich, was hierzulande fehlt. Die Nachricht kam Mitte März und verpackt in rosa Bonbonpapier. Man wolle, teilte die Bruno Gmünder GmbH in dürren Worten mit, künftig noch mehr in die Zukunft investieren. Die Zeitschrift Männer , als Männer aktuell gestartet, gebe es ab sofort nur noch als Website.
Für die queere Presselandschaft in Deutschland ist das so etwas wie das Ende der Dinosaurier. Der Einschnitt ist umso bemerkenswerter und trauriger, als dass in keinem anderen Land die Tradition solcher Zeitschriften so weit zurückreicht — bis ins Schon im Zug der ersten deutschen Homosexuellenbewegung erschien im Kaiserreich ab das von Adolf Brand herausgegebene Magazin Der Eigene , sogar noch ein Jahr vor der Gründung des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees WhK durch Magnus Hirschfeld, der heute allgemein anerkannten Geburtsstunde der ersten deutschen Homosexuellenbewegung.
Als Literaturzeitschrift gestartet, wurde die Zielgruppe schnell recht eindeutig mit Poesie, Prosa, Aktfotos und Zeichnungen bedient. Auch nach blieb in Deutschland der Nazi-Paragraf in Kraft und an schwule Zeitschriften war erst einmal nicht zu denken. Die Lücke füllte ein Magazin aus der Schweiz: Der Kreis erschien ab , nachdem im Jahr zuvor Homosexualität in der Schweiz entkriminalisiert worden war.
In den Sechziger wurde das Klima zunehmend liberaler, der eher konservative Kreis verlor den Anschluss an die Zeiten. Dessen erste Ausgabe erschien noch im gleichen Monat September, in dem der Paragraf entschärft und männliche Homosexualität nicht mehr gänzlich verboten war.
Ganze Generationen junger schwuler Männer haben bis in die Neunziger hinein mit diesen Heften am Bahnhofskiosk ihr Coming-out gemacht. Der Abstieg des schwulen Kaufmagazins begann im Grunde schon in den Neunzigern mit dem Aufstieg der zunächst schwul-lesbischen und später queeren Stadtmagazine.
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Im Vergleich dazu wirkten die schwülstigen Kaufmagazine wie Rotlichtbars mit Samtvorhängen und Türspion. Insofern war die späte Gründung Männer aus dem Haus Gmünder schon der Versuch, ein Genre zu modernisieren, das den Zug der Zeit zunehmend verschlief. Doch die Qualität des Magazins wechselte so sprunghaft wie die Chefredakteure und den Geruch, nur ein monatlicher Katalog für die übrigen Produkte des Verlagshauses zu sein, wurde Männer auch lange nicht los.
In anderen Ländern gelang dagegen zur selben Zeit der Sprung in den Mainstream. Anzeigenkunden zeigten sich für die Zielgruppe offener als in dem mittelständisch und konservativ geprägten Deutschland. Versuche, solche Konzepte auch hierzulande umzusetzen, wie das kurzlebige FRONT -Magazin, kamen zu spät, das aus einem schwulen Verlag heraus entwickelte Mate -Magazin existiert zwar weiter, positioniert sich heute mit seinem Themenspektrum von Mode bis Architektur im Lifestyle-Segment und ist von Bedeutung und Inhalt kein klassisches schwules Magazin mehr.
Spätestens ab begann das langsame Sterben der letzten ihrer Art. ADAM wurde sang- und klanglos eingestellt. Mit dem Aus von Männer ist nun das Ende erreicht. Die Leserschaft, generell eher in Kleinstädten und über fünfzig, wurde einfach immer weniger.
Lesbische Kaufmagazine wie L-Mag oder Straight halten sich dagegen noch relativ tapfer. Vor allem die treuen Abonnentinnen machen den Unterschied, aber auch die Tatsache, dass Frauen statistisch gesehen mehr lesen. Vielleicht ist es aber auch das unter Lesben stärker verbreitete Gefühl, mit der eigenen Presse solidarisch sein zu wollen, das am Ende den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht.
Schwierig bleibt die Frage zu beantworten, ob die schwule Welt dem Tod ihrer Kaufmagazine hinterhertrauern sollte oder nicht. Mit Queer. Aus Österreich stammt der Vanguardist , der die Tradition schwuler Lifestyle-Magazine seit sehr ordentlich in ein Online-Format überträgt. Vielleicht ist der endgültige Niedergang also gar nicht so schlimm, sondern eher so unvermeidlich wie der Übergang von Droschke zu Taxi zu Uber.
Dennoch wird nach dem Ende der gedruckten Männer in Deutschland immer mehr offenbar, wie sehr ein weithin sichtbares Leitmedium für die gesamte LGBTQ-Zielgruppe fehlt, ein Ort für gut gemachten Journalismus, für Reportagen und Porträts, aber auch für gesellschaftliche Debatten zu Genderfragen, Fragen des Umgangs mit Sexualität.
Ein Magazin, dessen Stimme auch im heteronormierten Rest der Gesellschaft wahr- und ernst genommen wird — auch weil die Gleichstellung zum Stillstand gekommen ist und die Reaktion stärker mobil macht.